Berlin, Berlin - wie, schon wieder?

Etappe 3: Elbe-Havel-Kanal und Untere-Havel-Wasserstraße

Auch das klappt wieder ohne Wartezeit - die gute alte Bizon ist erneut vor uns. Bis hierher ist sie immerhin gekommen und gemeinsam meistern wir die Schleuse Wusterwitz. Danach geht die Bizon ans Ufer, ich wünsche einen schönen Feierabend. Es ist ja auch schon nach sechs, obwohl die Bilder den Anschein erwecken könnten, es wäre noch früh am Tag. Auch wir wollen nicht mehr lange fahren, nur noch um die Ecke herum und dann auf den Plauer See. Wieder fährt ein Boot der Wasserschutzpolizei auf und ab. Am Morgen hatte sich an dieser Stelle ein GMS festgefahren und musste aufwändig geleichtert werden. Um 1430 Uhr kam dann die Aufhebung der Teilsperrung. Anscheinend muss noch gehörig Nachsorge getrieben werden...

Ankern im Plauer See - die Stelle ist auf meiner Karte in Rivers&Seas markiert, wir landen darum punktgenau immer an der gleichen Position. Ich erinnere mich: Beim letzten Ankern hier machte sich der Rippenbruch plötzlich dramatisch bemerkbar und ich hatte eine ziemlich schlimme Nacht, eine zweitägige Unterbrechung der Heimfahrt war die Folge, Notarzt in Brandenburg und das unvergessliche Erlebnis mit meinem neuen Personalausweis, in dem als Künstlername "Käpt´n Kalle" eingetragen ist.
Wer diese Geschichte noch nicht kennt: HIER nachlesen!

Dieses Mal geht´s ohne Notarzt - langsam senkt sich der Abend auf das Land. Die Wolken weisen auf Wetterveränderungen hin - doch es ist nur eine leichte Störung, die in der Nacht durchzieht und mich weckt, weil das Boot sich plötzlich anders bewegt. Vorsichtshalber stecke ich noch 5 Meter Kette mehr, das ist viel, denn wir liegen hier auf 1,80 Wasser"tiefe". Ist schon seltsam, selbst wenn man sonst gut schläft - unterwegs gibt es irgendwelche Nervenbahnen, die sich unbemerkt mit dem Boot verbinden. Das ist ja nicht das erste Mal, dass ich bei solchen Situationen plötzlich hellwach bin und weiß: Da hat sich was geändert!

Stille Nacht! Wunderbar! Nichts geht über genau dieses Gefühl: Leichter Wind über dem Wasser, fast eingeschlafen aber doch noch so eben zu spüren, schön kühl auf der Haut nach einem langen Sommertag auf dem Wasser. Der wunderbare Duft des Wassers liegt über allem. Das Boot bewegt sich ganz leicht, so gerade eben zu merken. Man hört fast nichts, nur die Geräusche der Nacht. Das ferne Summen einer Autobahn, weit weg, irgendwo lachen Menschen, ein Frosch im Schilf quakt, sonst Ruhe. Die befeuerten Fahrwassertonnen blinken ihren eigenen seltsamen Rhythmus, rot-grünes Zweierlei. Schön anzusehen, aber die Lichter geben dir auch eine beruhigende Sicherheit, denn ihr Leuchten ist ja das Versprechen, dass du heute Nacht selbst bei vollständiger Dunkelheit deine Ankerposition ganz einfach überprüfen kannst. Und Du sitzt mit einem kalten Pils in der Plicht, die Flasche so gerade beschlagen, ein Tropfen Kondenswasser läuft herunter. Du kuschelst Dich in die Polster, freust Dich auf den ersten Schluck - und dann geht die Tür zur Plicht auf und eine freundliche Stimme flötet: "Wolltest du nicht noch spülen?"

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