Einmal quer durchs Revier - DHK, DEK, RHK, Ruhr und Rhein

Bericht von Karl-Heinz Czierpka


Marina Duisburg - im alten Holzhafen mit enormem Aufwand (und entsprechenden Zuschüssen aus allen Töpfen, die man für so etwas anzapfen kann) erbaut - das kann sich sehen lassen. Das moderne Marina Gebäude mit allen Sanitärräumen und Tankstelle und Co. ist angepasst an die "Wellblech-Architektur" im Hintergrund, wobei Wellblech natürlich Wellblech auf sehr hohem Niveau meint, sieht alles schon sehr edel aus. Die wuchtige Zugangsbrücke faltet sich entsprechend den möglichen Wasserständen zusammen, alles behindertengerecht und technisch mehr als up-to-date...

Alles läuft über den Chip im Schlüssel - aber eigentlich ist das gar kein Schlüssel, obwohl man ihn prima ans Schlüsselbund klemmen kann. Hier steckt er in der Steuerzentrale der Duschen und man kann eingeben, welche der Duschkabinen man zu benutzen gedenkt, dann wird bestätigt (O-Ton Hafenmeister: "Immer bestätigen, sonst läuft nix") - Recht hat er, das Duschwasser läuft erst, wenn die Kabine gewählt ist. HALT, erst leuchtet die rote Lampe in der Kabine auf, dann kann man sich selbst in Ruhe präparieren und los geht´s. Beim Landanschluss geht es genauso. Und auch am Tor steht der Chip für die Zugangberechtigung, nur muss man hier nicht bestätigen, ein profaner Türsummer kündet von der Akzeptanz durch die Elektronik. Also, wer seinen Videorecorder nicht programmieren kann, könnte hier Probleme bekommen, aber es sind ja immer freundliche Helfer da, die sofort lustvoll einspringen, wenn man (wie ich) blöd vor den Duschkabinen steht und den (unten abgebildeten) Steuerungskasten nicht gleich sieht. Und immer dran denken: BESTÄTIGEN!

Das Duschen selbst ist vergleichsweise einfach: Wasser aufdrehen, Temperatur abstimmen und dann so aufstellen, dass das Wasser über den eigenen Körper läuft - klappt auf Anhieb und muss nicht bestätigt werden. Im Ernst: Schöne Duschen, viel Platz und viel viel Wasser.

Schöner Blick in Richtung Hafeneinfahrt: Hinten ist das Schwanentor zu sehen und links der unverwechselbare Turm der Salvator-Kirche. Die filigrane Fußgängerbrücke kann auch mehr als sie auf den ersten Blick zeigt - durch Hydraulikzylinder kann das Tragseil verkürzt werden, worauf die 150 Tonnen schwere Brücke eine Buckel macht und sich neun Meter höher über dem Wasser wölbt - ziemlich aufwendig durch viele Gelenke, die die 14 Betonteile miteinander verbinden wie bei einem Gliederarmband. Die Duisburger Stahlbaufirma Raulf hat diese Idee des Stuttgarter Professors Schlaich realisiert - da war aber auch nix zu teuer.

Aber ich will nicht ätzen, das Umfeld ist so schön, da konnte die Marina nicht nachstehen. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich der Garten der Erinnerungen, von Dani Karavan im Umfeld des jüdischen Gemeindezentrums gestaltet.


Blick vom Park der Erinnerungen in Richtung Marina

Hier hat man beim Abriss der alten Hafengebäude einfach einige Strukturen stehe lassen, in einem Feld sogar etwas, was anderswo als Bauschutt bezeichnet worden wäre, aufgetürmt und so einen mittlerweile von der Natur besiedelten Steingarten der besonderen Art erzeugt.

Selbst die Wege sind mit Abbruchsteinen gepflastert! Sogar ich als ausgewiesener Kunstbanause kann mich mit solcher Art von Vergangenheitsbewältigung gut anfreunden. Diesen Park zu entdecken hat mir Spaß gemacht. Nur wenige Schritte weiter liegt übrigens das Kultur- und Stadthistorische Museum.

Dicht dabei: Die alte Stadtmauer, Zufallsfund, denn nach dem Brand von Holzschuppen an dieser Stelle stellte sich heraus, dass man damals beim Bau die Reste der Stadtmauer nicht beseitigte sondern sie einfach als Rückwand benutzt hatte. Die Mauer wurde dadurch verdeckt und geriet so in Vergessenheit. Aus diesem Grund kann man hier heute ein ganz altes Stück Duisburg besichtigen. Sparsamkeit ist einfach geil - oder war es der Geiz - egal.

Und wer den Sprung über den Portsmouth-Damm wagt, der kommt ins "Viertel" - in den alten Speichern pulsiert das Leben. Hier, wo früher mit den riesigen Speicher- und Mühlengebäuden die "Kornkammer des Ruhrgebietes" zu finden war, gibt es nun viele Gaststätten, hier und da ein wenig viel Schicki-Micki, im Preis aber in der Regel auf dem Boden geblieben locken sie den Flanierer. An einem warmen Sommerabend bis in die Nacht viel Betrieb, so richtig schönes Leben am Wasser, toll gemacht. Tipp für Kulturinteressierte: Museum Küppersmühle am Ende des Innenhafens.

Mehr Bilder und Informationen (zum Teil allerdings identsich mit diesem Text, aber ständig aktualisiert) finden sich hier: Extra-Seite Duisburg

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